Autor: Moritz Sebastian Biegel

Neuerscheinung: Thomas Dorfner/Thomas Kirchner/Matthias Schnettger (Hg.): Zeitenwechsel. Umbrüche in Geschichte und Geschichtswissenschaft.

Festschrift für Christine Roll zum 65. Geburtstag

Der Band eröffnet problemorientierte Perspektiven auf Umbrüche in der Geschichte und der Geschichtswissenschaft. Zum einen geht es dabei um den epochalen Wandel in der Geschichte: Dabei liegt in Anlehnung an die Forschungen von Christine Rolle ein Fokus auf der europäischen Frühen Neuzeit, es werden aber auch Deutungen und Bewältigungsstrategien von Akteur:innen in Antike, Mittelalter, Moderne und Zeitgeschichte in den Blick genommen. Zum anderen wird hinterfragt, wie Historiker:innen den Wechsel von Themen, Methoden und Paradigmen ihres Fachs bewältigten. Der Band soll so zu einem reflektierteren und produktiveren Umgang mit beiderlei „Zeitenwechseln" beitragen.

Bauernkrieg an Rhein und Main – Tagung

Der „Bauernkrieg“ an Rhein und Main Potentiale und Perspektiven im regionalen Vergleich

Mit zahlreichen Ausstellungen, Tagungen und Vortragsveranstaltungen wird in diesem Jahr des „Bauern-kriegs“ vor 500 Jahren gedacht. Unter dieser Bezeichnung wird eine Aufstandswelle zusammengefasst, die um 1525 weite Teile Süd- und Mittel-deutschlands erschütterte. So vielfältig wie die Motive – ökonomische Belastungen, mangelnde politische Partizipation, Impulse der Reformation – waren die Trägerschichten. Neben den namengebenden Bauern waren andere ländliche, aber auch städtische Bevölkerungsgruppen beteiligt, die gewaltsam oder auf dem Verhandlungsweg ihre Situation zu verbessern suchten. Die Mehrzahl dieser Erhebungen wurde mit großer Brutalität militärisch niedergeschlagen, und vor allem die Anführer hatten mit harten Strafen zu rechnen. Andere kamen glimpflicher davon oder konnten sogar eine dauerhafte Verbesserung ihrer Situation erreichen.

Vor diesem Hintergrund fragt die Tagung nach den Spezifika des „Bauernkriegs“ in der Region. Wo-durch waren die Verläufe der regionalen Aufstände gekennzeichnet? Wer waren die maßgeblichen Akteursgruppen? Über welche Quellen verfügen wir? Und wie entwickelte sich die Rezeption dieses Ereignisses über die Jahrhunderte?

Tagungsprogramm

Donnerstag, 12. Juni 2025

13.30 Uhr: Begrüßung und Einführung
Prof. Dr. Nina Gallion | Mainz

Sektion I: Herrschaft und Konfliktregelung
Moderation: Prof. Dr. Bettina Braun | Mainz

14.00 Uhr: Überlegungen zur Erhebung der Bauern in der nördlichen Vorderpfalz bis zur Schlacht von Pfeddersheim Dr. Christian Bechtold | Worms

15.15 Uhr: Konfliktregelung im Erzstift Mainz Prof. Dr. Nina Gallion | Mainz

16.00 Uhr: Herrschaft, Stände und Gemeinden Kurtriers in der Frühen Neuzeit Prof. Dr. Johannes Dillinger | Mainz/Oxford

17.15 Uhr: „die artickel ubergeben und fallen lassen“. Symbolische Kommunikation in Frankfurt 1525
Prof. Dr. Matthias Schnettger | Mainz

Freitag, 13. Juni 2025

Sektion II: Akteure
Moderation: Dr. Gunter Mahlerwein | Mainz/Saarbrücken

9.00 Uhr: Gerhard Westerburg als Akteur der Frankfurter Unruhen 1525 Dr. Henning P. Jürgens | Mainz

9.45 Uhr: „Bauern“ und „Krieg“ am Mittelrhein? Zu Akteuren und Konfliktformen der Unruhen von 1525 in Rheinhessen, im Rheingau und im Mittelrheintal Dr. Raoul Hippchen | Mainz

11.00 Uhr: Der Nußdorfer Bauernhaufen und Akteure in der Südpfalz Simone Neusüß M.A. | Landau

Sektion III: Medialität und Rezeption
Moderation: Prof. Dr. Matthias Schnettger | Mainz

11.45 Uhr: Der Bauernkrieg in Stadt und Land. Die Mittelrheinischen Beschwerdeartikel im intraregionalen Vergleich Thomas Roth M.A. | Darmstadt

14.00 Uhr: Peter Harers Bauernkriegschronik im Fokus auf die Pfalz: Quellenwert, politische Tendenz und zeitgenössischer Rezeptionskontext Dr. Christian Decker | Kaiserslautern

14.45 Uhr: „... und deutsches Land soll wieder Deutschland werden“ – Josef Adolf Schmitt-Kraemer (1881–1966) und sein vergessenes Schauspiel Jakob Gans, Schultheiß von Bingen Dr. Raoul Hippchen | Mainz

16.00 Uhr: Exkursion ins Wormser Stadtarchiv

18.30 Uhr: Öffentlicher Abendvortrag: Der Bauernkrieg in der Pfalz in vergleichender Perspektive
Prof. Dr. Gerd Schwerhoff | Dresden

Moderation: Prof. Dr. Matthias Schnettger
Aufgrund des erhöhten öffentlichen Interesses findet der Abendvortrag im Liebfrauensaal des Wormser Tagungszentrums (Rathenaustraße 11, 67547 Worms) statt.
Im Anschluss Empfang.

Samstag, 14. Juni 2025

Sektion III: Medialität und Rezeption
Moderation: Dr. Christian Bechtold | Worms

9.00 Uhr: Manches geplant – wenig errichtet – vieles notiert. Künstlerische und epigraphische Spuren des Bauernkriegs im (semi)öffentlichen Raum der Frühen Neuzeit Dr. Stefan Heinz | Mainz/Stuttgart

9.45 Uhr: Die Behandlung des Bauernkriegs in der Literatur des 17. bis 19. Jahrhunderts Dr. Armin Schlechter | Speyer

11.00 Uhr: „Mörderische Schlacht“ und „aufrührerische Bauern“ – die Pfeddersheimer Ereignisse von 1525 in der historiographischen Erinnerung Dr. Gunter Mahlerwein | Mainz/Saarbrücken

11.45 Uhr: Rekapitulation und Zusammenführung Prof. Dr. Stephan Laux | Trier

12.45 Uhr: Tagungsende

Öffentlicher Vortrag: Abfallökonomien in der Frühen Neuzeit

Der Arbeitsbereich Neuere Geschichte lädt am 23. Mai 2025 um 17 Uhr c.t. zum öffentlichen Abendvortrag Reste und Ressourcen - Abfallökonomien in der Frühen Neuzeit von Prof. Dr. Franziska Neumann ein. Der Vortrag findet im Hörsaal P 2 im Philosophicum statt.

 

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Tagung: Der frühneuzeitliche Hof und die Kultur der Ökonomie. Akteure – Semantiken – Praktiken

Die Tagung möchte Höfe als Schnittpunkte von Politik- und Wirtschaftsgeschichte in den Blick nehmen. Angelehnt an die Ansätze einer "Kulturgeschichte der Wirtschaft" sollen sie als Orte betrachtet werden, an denen ökonomisches Handeln und Entscheiden alltäglich waren. Besonderes Interesse gilt den vielfältigen Akteur:innen, die Ökonomie und Vorstellungen bezüglich derselben beeinflussten, am Hof vorherrschenden Semantiken der Ökonomie sowie Praktiken des Wirtschaftens.

Angesichts der jüngsten Entwicklungen in der Kultur- und Wirtschaftsgeschichte wird die Verknüpfung von Kulturgeschichte und Ökonomie als besonders fruchtbar angesehen, um ökonomische Fragestellungen zu reflektieren. Die Tagung beleuchtet vor allem die Rolle der Höfe als Zentren wirtschaftlicher Aktivitäten, an denen verschiedene gesellschaftliche Gruppen – vom Adel über Diplomaten bis hin zu Unternehmern und Handwerkern – aufeinandertreffen und ökonomische Praktiken prägten. Dabei werden die Höfe als wichtige Akteure in der Aushandlung wirtschaftlicher und politischer Entscheidungen sowie als Orte des Wissensaustauschs und der politischen Steuerung verstanden.

Konferenzübersicht

Sebastian Becker (Mainz) / Matthias Schnettger (Mainz): Begrüßung und Einführung

Sektion I: Vor und hinter den Kulissen. Akteure und Akteurinnen

Markus Berger (Bamberg), Entrepreneur und Finanzverwalter. Der Kammermeister Hans Harrer und die Wirtschaftspolitik Kurfürst Augusts von Sachsen, 1570-1580

Cathleen Sarti (Oxford), Die dänische Königin als Unternehmerin. Charlotte Amalie von Hessen-Kassel zwischen Hof und Industrie

Molly Taylor-Poleskey (Cambridge, MA), Who gets a Piece of the Pie? Food Servants and the Court Economy of Brandenburg-Prussia

Peter Rauscher (Wien), Kaiserhof und Wiener Kaufmannschaft im frühen 18. Jahrhundert. Ansprüche und Praxis

Sektion II: Reden wir über Wirtschaft. Semantiken des Ökonomischen

Matthias Schnettger (Mainz), „Essendo poi l’Oro, et il Ferro i Cardini del potere..” Wirtschaft und Finanzen in venezianischen Finalrelationen über den Kaiserhof

Guillaum Garner (Lyon), Eine unmögliche Indienstnahme? Hof und Manufaktur in kameralistischer Theorie und in wirtschaftspolitischer Praxis (ca. 1740-ca.1800)

Benjamin Marschke (Halle), Economy at Court. The Case of King Frederick William I of Prussia (1713-1740)

Sektion III: Ökonomie organisiert und reguliert. Höfische Praktiken

Charlotte Backerra (Göttingen/Klagenfurt), Samtrechnung, Hofrechnung, Kammerrechnung. Techniken des ökonomischen Handelns in der frühneuzeitlichen Fürstengesellschaft

Sebastian Becker (Mainz), Technischer Transfer und Ökonomie. Gewerbeförderung in Brandenburg-Preußen

Marian Hefter (Gotha), Umsonst ist der Tod? Zur Ökonomie höfischer Trauerkleidung

Isabel Heide (Erfurt), „Die Herzoglichen Finanzen liegen im Todeskampf […]“. Zur Verwaltung der Privatschatulle des Herzogs August von Sachsen-Gotha und -Altenburg

Schlussdiskussion