Kirchen-Staaten: Die Reichskirche und der Stato Pontificio im Vergleich.
Dass Kirchenfürsten weltliche Herrschaft ausübten, war im frühneuzeitlichen Europa gang und gäbe. Nirgends aber gingen geistliche und weltliche Herrschaft eine engere Verbindung ein als im päpstlichen
Kirchenstaat und in den geistlichen Fürstentümern des Heiligen Römischen Reiches, wo der Papst bzw. die Fürstbischöfe neben der höchsten geistlichen Autorität auch die weltliche Souveränität bzw. Landesherrschaft in ihrer Person vereinigten.
Diese spezifische Konstellation der Personalunion von geistlicher und weltlicher Herrschaft hat von jeher die Aufmerksamkeit der historischen und kirchengeschichtlichen wie auch der rechtsgeschichtlichen, kunstgeschichtlichen und musikwissenschaftlichen Forschung auf sich gezogen.
Dabei fällt jedoch auf, dass Papsttum und Reichskirche zwei weitgehend voneinander getrennte Forschungsfelder geblieben sind, zwischen denen es nur einen geringen Austausch gab und gibt, und das, obwohl die Forschungen zu beiden Gegenständen sich vielfach denselben oder ähnlichen Themen widmen bzw. vergleichbare Fragestellungen verfolgen. Vor diesem Hintergrund verfolgt die Mainzer Tagung das Ziel, Spezialistinnen und Spezialisten für das frühneuzeitliche Papsttum und die Reichskirche zusammenzubringen, einen wissenschaftlichen Austausch zwischen ihnen anzustoßen und so die Forschungen
zu beiden Gegenständen voranzutreiben.
Tagungsprogramm
Mittwoch, 8. Oktober
13:30 Uhr Ankommen und Stehkaffee
14:00 Uhr Begrüßung und Eröffnung
Sektion I – Herrscherwechsel
14:30 Uhr Prof. Dr. Bettina Braun (Mainz)
„dem Heil der Kirche und dem Besten des höchsten Erzhauses nicht zuwider“. Der Wiener Hof und die Papst- und Bischofswahlen im 18. Jahrhundert.
15:15 Uhr Dr. Kevin Hecken (Wien)
Zeremoniell und Wahlverhandlung in der Papstwahl des 17. Jahrhunderts.
16:00 Uhr Kaffeepause
16:30 Uhr Dr. Sven Dittmar (Mainz)
Einzug in die besiegte Stadt. Ferrara 1598 und Erfurt 1664.
17:15 Uhr Daniel Pfeifer (Tübingen)
Herrscherwechsel und Herrschaftskonkurrenz. Studien zu divergierenden Herrschaftslegitimationen in der Fürstpropstei Ellwangen des 16. Jahrhunderts.
Donnerstag, 9. Oktober
Sektion II – Die personale Dimension
geistlich-weltlicher Herrschaft
9:15 Uhr Dr. Jan Turinski (Mainz)
Zwischen Seelsorge, Politik und Diplomatie. Beichtväter in der Germania Sacra.
10:00 Uhr Claudia Curcuruto (Rom)
Regierung aus zweiter Reihe. Die Einflussnahmen und Handlungsspielräume der Sekretäre der römischen Kurie auf Papst Innozenz XI. Odescalchi (1676–1689).
10:45 Uhr Kaffeepause
11:15 Uhr Prof. Dr. Matthias Schnettger (Mainz)
Kein Raum für Frauen? Geistliche Höfe in der Frühen Neuzeit
12:00 Uhr Mittagspause
14:00 Uhr Dr. Luzie Bratner (Mainz)
Die Grabdenkmäler der Mainzer Erzbischöfe. Das 17. und 18. Jahrhundert zwischen Tradition und Neuerung. – Führung im Dom zu Mainz –
15:15 Uhr Kaffeepause
Sektion III – Weltliche Politik und
Verwaltung in Kirchen-Staaten
15:45 Uhr Prof. Dr. Birgit Emich (Frankfurt)
Kirchenherrschaft und Staatsverwaltung im Kirchenstaat.
16:30 Uhr Prof. Dr. Christophe Duhamelle (Paris)
Die räumlichen Strukturen der geistlichen Fürstentümer im Alten Reich.
19:00 Uhr Prof. Dr. Günther Wassilowsky (Berlin)
Universaler Gnadenhof. Theologie der päpstlichen Administration.
– öffentlicher Abendvortrag mit anschließendem Weinempfang –
Freitag, 10. Oktober
9:15 Uhr Dr. Juliette Guilbaud (Paris)
Ein Fürstbischof als Landesherr, aber welcher? Ein Konflikt um die Landesherrschaft zwischen Kurtrier und Lüttich (17.–18. Jhd.).
10:00 Uhr Prof. Dr. Filip Malesevic (Ankara)
Das Kirchenregiment des Neuen Staates. Päpstliche Souveränität und Ekklesiologie des Reichs im Barberini-Pontifikat Papst Urbans VIII.
10:45 Uhr Kaffeepause
11:15 Uhr Grußwort von Dr. Sebastian Lang, Generalvikar des Bistums Mainz
11:30 Uhr Prof. Dr. Nicole Reinhardt (Mainz)
‚Kirchen-Staaten‘ – Schlusskommentar mit anschließender Diskussion –