Allgemein
Forschungskolloquium Neuere Geschichte im Sommersemester 2025
Bauernkrieg an Rhein und Main – Tagung
Der „Bauernkrieg“ an Rhein und Main Potentiale und Perspektiven im regionalen Vergleich
Mit zahlreichen Ausstellungen, Tagungen und Vortragsveranstaltungen wird in diesem Jahr des „Bauern-kriegs“ vor 500 Jahren gedacht. Unter dieser Bezeichnung wird eine Aufstandswelle zusammengefasst, die um 1525 weite Teile Süd- und Mittel-deutschlands erschütterte. So vielfältig wie die Motive – ökonomische Belastungen, mangelnde politische Partizipation, Impulse der Reformation – waren die Trägerschichten. Neben den namengebenden Bauern waren andere ländliche, aber auch städtische Bevölkerungsgruppen beteiligt, die gewaltsam oder auf dem Verhandlungsweg ihre Situation zu verbessern suchten. Die Mehrzahl dieser Erhebungen wurde mit großer Brutalität militärisch niedergeschlagen, und vor allem die Anführer hatten mit harten Strafen zu rechnen. Andere kamen glimpflicher davon oder konnten sogar eine dauerhafte Verbesserung ihrer Situation erreichen.
Vor diesem Hintergrund fragt die Tagung nach den Spezifika des „Bauernkriegs“ in der Region. Wo-durch waren die Verläufe der regionalen Aufstände gekennzeichnet? Wer waren die maßgeblichen Akteursgruppen? Über welche Quellen verfügen wir? Und wie entwickelte sich die Rezeption dieses Ereignisses über die Jahrhunderte?
Tagungsprogramm
Donnerstag, 12. Juni 2025
Begrüßung und Einführung
Prof. Dr. Nina Gallion | Mainz
Sektion I: Herrschaft und Konfliktregelung
Moderation: Prof. Dr. Bettina Braun | Mainz
Überlegungen zur Erhebung der Bauern in der nördlichen Vorderpfalz bis zur Schlacht von Pfeddersheim Dr. Christian Bechtold | Worms
Konfliktregelung im Erzstift Mainz Prof. Dr. Nina Gallion | Mainz
Herrschaft, Stände und Gemeinden Kurtriers in der Frühen Neuzeit Prof. Dr. Johannes Dillinger | Mainz/Oxford
„die artickel ubergeben und fallen lassen“. Symbolische Kommunikation in Frankfurt 1525
Prof. Dr. Matthias Schnettger | Mainz
Freitag, 13. Juni 2025
Sektion II: Akteure
Moderation: Dr. Gunter Mahlerwein | Mainz/Saarbrücken
Gerhard Westerburg als Akteur der Frankfurter Unruhen 1525 Dr. Henning P. Jürgens | Mainz
„Bauern“ und „Krieg“ am Mittelrhein? Zu Akteuren und Konfliktformen der Unruhen von 1525 in Rheinhessen, im Rheingau und im Mittelrheintal Dr. Raoul Hippchen | Mainz
Der Nußdorfer Bauernhaufen und Akteure in der Südpfalz Simone Neusüß M.A. | Landau
Sektion III: Medialität und Rezeption
Moderation: Prof. Dr. Matthias Schnettger | Mainz
Der Bauernkrieg in Stadt und Land. Die Mittelrheinischen Beschwerdeartikel im intraregionalen Vergleich Thomas Roth M.A. | Darmstadt
Peter Harers Bauernkriegschronik im Fokus auf die Pfalz: Quellenwert, politische Tendenz und zeitgenössischer Rezeptionskontext Dr. Christian Decker | Kaiserslautern
„... und deutsches Land soll wieder Deutschland werden“ – Josef Adolf Schmitt-Kraemer (1881–1966) und sein vergessenes Schauspiel Jakob Gans, Schultheiß von Bingen Dr. Raoul Hippchen | Mainz
Exkursion ins Wormser Stadtarchiv
Öffentlicher Abendvortrag: Der Bauernkrieg in der Pfalz in vergleichender Perspektive
Prof. Dr. Gerd Schwerhoff | Dresden
Moderation: Prof. Dr. Matthias Schnettger
im Anschluss Empfang
Samstag, 14. Juni 2025
Sektion III: Medialität und Rezeption
Moderation: Dr. Christian Bechtold | Worms
Peter Harers Bauernkriegschronik im Fokus auf die Pfalz: Quellenwert, politische Tendenz und zeitgenössischer Rezeptionskontext Dr. Christian Decker | Kaiserslautern
Manches geplant – wenig errichtet – vieles notiert. Künstlerische und epigraphische Spuren des Bauernkriegs im (semi)öffentlichen Raum der Frühen Neuzeit Dr. Stefan Heinz | Mainz/Stuttgart
Die Behandlung des Bauernkriegs in der Literatur des 17. bis 19. Jahrhunderts Dr. Armin Schlechter | Speyer
„Mörderische Schlacht“ und „aufrührerische Bauern“ – die Pfeddersheimer Ereignisse von 1525 in der historiographischen Erinnerung Dr. Gunter Mahlerwein | Mainz/Saarbrücken
Rekapitulation und Zusammenführung Prof. Dr. Stephan Laux | Trier
Tagungsende
Tagung: Der frühneuzeitliche Hof und die Kultur der Ökonomie. Akteure – Semantiken – Praktiken
Die Tagung möchte Höfe als Schnittpunkte von Politik- und Wirtschaftsgeschichte in den Blick nehmen. Angelehnt an die Ansätze einer "Kulturgeschichte der Wirtschaft" sollen sie als Orte betrachtet werden, an denen ökonomisches Handeln und Entscheiden alltäglich waren. Besonderes Interesse gilt den vielfältigen Akteur:innen, die Ökonomie und Vorstellungen bezüglich derselben beeinflussten, am Hof vorherrschenden Semantiken der Ökonomie sowie Praktiken des Wirtschaftens.
Angesichts der jüngsten Entwicklungen in der Kultur- und Wirtschaftsgeschichte wird die Verknüpfung von Kulturgeschichte und Ökonomie als besonders fruchtbar angesehen, um ökonomische Fragestellungen zu reflektieren. Die Tagung beleuchtet vor allem die Rolle der Höfe als Zentren wirtschaftlicher Aktivitäten, an denen verschiedene gesellschaftliche Gruppen – vom Adel über Diplomaten bis hin zu Unternehmern und Handwerkern – aufeinandertreffen und ökonomische Praktiken prägten. Dabei werden die Höfe als wichtige Akteure in der Aushandlung wirtschaftlicher und politischer Entscheidungen sowie als Orte des Wissensaustauschs und der politischen Steuerung verstanden.
Konferenzübersicht
Sebastian Becker (Mainz) / Matthias Schnettger (Mainz): Begrüßung und Einführung
Sektion I: Vor und hinter den Kulissen. Akteure und Akteurinnen
Markus Berger (Bamberg), Entrepreneur und Finanzverwalter. Der Kammermeister Hans Harrer und die Wirtschaftspolitik Kurfürst Augusts von Sachsen, 1570-1580
Cathleen Sarti (Oxford), Die dänische Königin als Unternehmerin. Charlotte Amalie von Hessen-Kassel zwischen Hof und Industrie
Molly Taylor-Poleskey (Cambridge, MA), Who gets a Piece of the Pie? Food Servants and the Court Economy of Brandenburg-Prussia
Peter Rauscher (Wien), Kaiserhof und Wiener Kaufmannschaft im frühen 18. Jahrhundert. Ansprüche und Praxis
Sektion II: Reden wir über Wirtschaft. Semantiken des Ökonomischen
Matthias Schnettger (Mainz), „Essendo poi l’Oro, et il Ferro i Cardini del potere..” Wirtschaft und Finanzen in venezianischen Finalrelationen über den Kaiserhof
Guillaum Garner (Lyon), Eine unmögliche Indienstnahme? Hof und Manufaktur in kameralistischer Theorie und in wirtschaftspolitischer Praxis (ca. 1740-ca.1800)
Benjamin Marschke (Halle), Economy at Court. The Case of King Frederick William I of Prussia (1713-1740)
Sektion III: Ökonomie organisiert und reguliert. Höfische Praktiken
Charlotte Backerra (Göttingen/Klagenfurt), Samtrechnung, Hofrechnung, Kammerrechnung. Techniken des ökonomischen Handelns in der frühneuzeitlichen Fürstengesellschaft
Sebastian Becker (Mainz), Technischer Transfer und Ökonomie. Gewerbeförderung in Brandenburg-Preußen
Marian Hefter (Gotha), Umsonst ist der Tod? Zur Ökonomie höfischer Trauerkleidung
Isabel Heide (Erfurt), „Die Herzoglichen Finanzen liegen im Todeskampf […]“. Zur Verwaltung der Privatschatulle des Herzogs August von Sachsen-Gotha und -Altenburg
Schlussdiskussion
Interdisziplinärer Analyse-Workshop
Interdisziplinärer Analyse-Workshop zu englischen Quellen aus dem höfischen Umfeld Karls I. von England (1600-1649) im Rahmen des DFG-Projekts Musik als politische Kommunikation an frühneuzeitlichen Höfen: Madrid, London und Paris in der ersten Hälfte des 17. Jahrhunderts
Am Donnerstag, den 18.07.2024, findet am Historischen Seminar in Zusammenarbeit mit der musikwissenschaftlichen Abteilung der JGU ein eintägiger Analyse-Workshop statt, bei dem der interdisziplinäre Austausch auf Quellenmaterial mit musikalischem Bezug anhand besonders faszinierender Quellenbeispiele ausgelotet wird. Thema: Interdisziplinäre Perspektiven auf frühneuzeitliches Quellenmaterial: Englische Quellen mit musikalischem Bezug aus dem höfischen Umfeld Karls I. von England (1600-1649). Das Programm finden Sie auf einer eigenen Workshopseite.
Öffentlicher Vortrag
Der Arbeitsbereich Neuere Geschichte lädt am 21. Juni 2024 um 17 Uhr c.t. zum öffentlichen Abendvortrag Für eine Rehabilitierung der Unwahrscheinlichkeit. Von Leibniz' "science de probalité" zur aktuellen Geschichtswissenschaft von PD. Dr. Tobias Winnerling ein. Der Vortrag findet hybrid via MSTeams (QR-Code mit Link auf dem Plakat) statt, sodass eine digitale Teilnahme mit stabiler Internetverbindung möglich ist. Vor Ort findet der Vortrag im Hörsaal P 3 im Philosophicum statt.
Erschienen. Habilitationsschrift Thomas Weller
Der Arbeitsbereich Neuere Geschichte gratuliert Thomas Weller, der dem Lehrstuhl bereits seit vielen Jahren verbunden ist, zum Erscheinen seiner Habilitationsschrift Ungleiche Partner. Die spanische Monarchie und die Hansestädte, ca. 1570-1700. In seinem Buch, das im Vandenhoeck & Ruprecht Verlag erschienen ist, werden die Beziehungen Spaniens mit den Hansestädten im 16. und 17. Jahrhundert auf vielfältige Weise darlegt, wobei insbesondere Aspekte der Sprachunterschiede, Nationalität, Religion sowie Macht im weiteren Sinne ausgeführt werden. Wir wünschen allen Leserinnen und Lesern viel Freude sowie interessante Stunden bei der Lektüre der Open-Access-Publikation.
Öffentlicher Vortrag
Der Arbeitsbereich Neuere Geschichte lädt zum öffentlichen Abendvortrag Jung, männlich und emotional? Bologneser Studenten und die Erziehung der Gefühle im 16. Jahrhundert von Prof. Dr. Nicole Reinhardt am 19. Januar 2024 um 17 Uhr c. t. ein. Der Vortrag findet hybrid (via MS Teams, QR-Code mit Link auf dem Plakat) statt, sodass eine Teilnahme auch jederorts mit stabiler Internetverbindung möglich ist.
Vor Ort finden Sie den Vortragsraum (Senatssaal) in der Naturwissenschaftlichen Fakultät, welcher sich im 7. Obergeschoss befindet.
Neuerscheinung Bettina Braun Konkurrenz und Transfer
Konkurrenz und Transfer
Das preußisch-österreichische Verhältnis im 18. Jahrhundert
Das Verhältnis zwischen Preußen und Österreich im 18. Jahrhundert wurde häufig als konfrontativ oder gar als Systemgegensatz geschildert. Die Beiträger*innen des Bandes gehen hingegen von Konkurrenz als einem dynamischen und flexiblen Konzept aus. Sie legen dar, wie beide Mächte in der monarchischen Herrschaftspraxis, im Militär, in der Finanzverwaltung, der Religionspolitik und im Volksschulwesen Konzepte des Gegners oder Dritter übernahmen oder unabhängig und parallel zu ähnlichen Lösungen fanden. Außerdem zeigt der Band, auf welche Weise Österreich und Preußen in verschiedenen Bereichen der Reichspolitik und in ausgewählten Territorien miteinander konkurrierten.