Die Kurpfalz im neunjährigen Krieg

In der zweiten Hälfte des 17. Jahrhunderts strebte Frankreich unter Ludwig XIV. die Vergrößerung seines Territoriums an der Westgrenze des Reiches an - in der Geschichtswissenschaft wird dies unter dem Terminus 'Reunionspolitik' gefasst. Es wurden Reunionskammern eingerichtet, die Lehensansprüche an Gebiete, welche im Westfälischen Frieden 1648 und im Frieden von Nimwegen an Frankreich gefallen waren, ausmachen und dann unter französische Hoheit bringen sollten. In den Jahren 1679/80 fielen Mömpelgard, das Elsass, Gebiete am Rhein sowie große Teile der Pfalz unter französische Herrschaft. Im Regensburger Stillstand von 1684 erkannte der Kaiser die französische Reunion provisorisch für 20 Jahre an und verhindert so einen drohenden Krieg mit Frankreich. In den 1680er Jahren verschärfte sich das Verhältnis zwischen dem Kaiser und Ludwig XIV. zusehendes. Durch die Erfolge im Türkenkrieg gewann Leopold I. im Reich und auch auf europäischer Ebene an Ansehen sowie an Einfluss, während der französische König unter den Reichsständen seine Verbündeten verlor. Im Jahr 1685 starb Karl II., der Sohn des Kurfürsten Karl I. von Pfalz-Simmern, kinderlos. Ludwig XIV. forderte für seinen Bruder, den Herzog von Orléans, der mit der Schwester Karls II., Liselotte von der Pfalz, verheiratet war, die "[..,] das bewegliche Eigentum, ausstehende Einkünfte des Erblassers und die (angeblichen) Allodialgüter [...]." Liselotte hatte jedoch zuvor auf ihre Erbansprüche verzichtet und so war Philipp Wilhelm aus der neuburgischen Pfalzgrafenlinie der nächste Erbberechtigte. Im Jahr 1688 spitzten zwei Vorkommnisse die angespannte Lage zu: Die Wahl des von Frankreich unterstützten Kandidaten zur Nachfolge des am 3. Juni gestorbenen Kurfürsten Max Heinrich von Köln, Egon von Fürstenberg, wurde nicht anerkannt und der minderjährige Prinz Joseph Clemens - der Favorit des Kaisers und Neffe Max Heinrichs- gewählt und vom Papst anerkannt. Zudem wurde im Zuge der Glorious Revolution der britische König Jakob II. abgesetzt, welcher mit Ludwig XIV. sympathisierte. Im September 1688 drangen schließlich französische Truppen in die Kurpfalz und das Rheinland ein, Heidelberg wurde am 24. Oktober erobert, die Festung Philippsburg am 30. Oktober und Mannheim ergab sich am 10. November den französischen Truppen.. Der nun wirksam werdenden, zwischen Gegnern Frankreichs geschlossenen Augsburger Allianz von 1686, traten nun auch die Niederlande und England bei.

Der folgende Rückzug der französischen Truppen im Jahr 1689 war geprägt durch eine organisierte Zerstörung - der sogenannten "Politik der verbrannten Erde" - der rechts des Rheins gelegenen Pfalz; ihrer Ortschaften, Burgen und Schlösser. Heidelberg, Worms und Speyer wurden zerstört. Erst 1693 gelang es, die Franzosen zurückzudrängen. Aufgrund der schwierigen wirtschaftlichen Lage Frankreichs und der problematischen Truppenversorgung kam im Oktober 1697 der Frieden von Rijswijk zu Stande, mit dem der Pfälzische Erbfolgekrieg ein Ende fand. Frankreich gab einen Teil seiner Reunionen und alle französischen Eroberungen auf dem rechten Rheinufer zurück und erkannte Joseph Clemens als Kurfürsten und Erzbischof von Köln an. Das Elsass, die 1681 annektierte Stadt Straßburg und die Stadt Landau jedoch blieben unter französischer Herrschaft, der Oberrhein wurde als Landesgrenze festgelegt. Nach der sogenannten Rijswijker-Klausel sollten in den zurückgegebenen Reunionsgebieten die von Frankreich eingerichteten katholischen Einrichtungen erhalten bleiben, was den Protest unter anderem der protestantischen Reichsstände hervorrief. Der Pfälzische Erbfolgekrieg wird in englischsprachiger Literatur auch als "nine years war" und im Französischen als "guerre de la Ligue d'Augsbourg" bezeichnet.

verwendete Literatur:

Duchhardt, Heinz u. a. (Hrsg.): Der Friede von Rijswijk 1697 (Veröffentlichungen des Instituts für Europäische Geschichte Mainz, Beiheft 47) Mainz 1998.

Martin, Michael: Pfalz und Frankreich. Vom Krieg zum Frieden. Leinfelden-Echterdingen 2008.

Raumer, Kurt von: Die Zerstörung der Pfalz von 1689. ND 1. Aufl., München u.a. 1982.

Schnettger, Matthias: Politische Ereigniss von der Reformation bis zur Französischen

Revolution. In: Kreuz - Rad -Löwe: Rheinland-Pfalz - ein Land und seine Geschichte.



Von den Anfängen der Erdgeschichte bis zum Ende des Alten Reiches (Band 1), Hrsg. v. Lukas Clemens. Mainz 2012 , S. 505-535.

Lektüreempfehlung:

Mélac! In: Die Zeit

Nr. 20/2004. URL:

http://www.zeit.de/2004/20/ZL-Melac (Aufruf:

21.07.2015).

Karten: Europa 1699: http://www.ieg-maps.uni-mainz.de/gif/pEu699Serie1_a4.htm (Aufruf:

21.07.2015)

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