KontaktE-Mail: fstabel@uni-mainz.de Florian Stabel ist seit Juli 2021 [bis 2023] als wissenschaftlicher Mitarbeiter am Historischen Seminar der Johannes Gutenberg-Universität tätig. Im Rahmen des Kooperationsprojekts „Digitale Kartenwerkstatt Altes Reich“ DigiKAR untersucht er komplexe Raumstrukturen anhand von Mobilität und multiplen Zugehörigkeiten kurmainzischer Funktionsträger in der Frühen Neuzeit. Nach dem Studium der Geschichtswissenschaften und der Mathematik absolvierte er den Vorbereitungsdienst für den gehobenen Archivdienst beim Landesarchiv Baden-Württemberg und war anschließend drei Jahre als Archivar beim Hessischen Landesarchiv sowie dem Hessischen Ministerium für Wissenschaft und Kunst tätig.
2009 – 2015 Studium der Fächer Mathematik, Geschichte und Bildungswissenschaften an der Johannes Gutenberg-Universität Mainz und der Universität Wien 2011 – 2013 2013 – 2014 2015 2015 – 2018 2018 – 2021 seit 2021
•Das Kurfürstentum Mainz in der Frühen Neuzeit •Entwicklung und Sozialgeschichte frühmoderner Staatlichkeit •Digitale Methoden in der Geschichtswissenschaft •Kriegs- und Militärgeschichte der Frühen Neuzeit Die kurmainzische Regierung zu Erfurt 1664/65 – 1802/03. Organisation und Funktionsweise von Herrschaft und Verwaltung in einer fragmentierten „Mehrfachherrschaft“ (Arbeitstitel) Das Kurfürstentum Mainz gilt als paradigmatischer Fall einer territorial fragmentierten Herrschaft, die die politische Landkarte des Alten Reiches prägten und ihm den Charakter eines „Flickenteppichs“ gaben. Mit seinen vier territorialen Hauptkomplexen lässt es sich zudem als spezifische Ausprägung einer „Mehrfachherrschaft“ innerhalb des Reichsverbands interpretieren. Als solche stand das Kurfürstentum grundsätzlich vor dem Problem, Herrschaft über Grenzen und räumliche Distanzen hinweg zu organisieren. Mit der sogenannten Erfurter Reduktion, wie die militärische Unterwerfung der vormals de facto weitgehend autonomen und lediglich unter formaler Superiorität des Mainzer Erzbischofs stehende Stadt in kurmainzischer Diktion genannt wurde, kam im Jahr 1664 noch einmal ein nicht unbeträchtlicher, fernab der „Kernlande“ und inmitten sächsischer Herrschaften gelegener Territorialkomplex hinzu, der denjenigen so mancher Reichsstadt in den Schatten stellte, und noch dazu eine mehrheitlich evangelische Bevölkerung beheimatete. Der gestiegene Herrschaftsanspruch des Stadtherrn kam darüber hinaus in der Mediatisierung des ehemals städtisch beherrschten Landgebiets, der Entmachtung des Stadtrats als politisch-administrativem Führungsorgan sowie der Einrichtung eines kurfürstlichen Vizedomamts als Mittelinstanz zwischen Stadt und Land einerseits und Mainzer Zentralbehörden beziehungsweise dem Kurfürsten andererseits zum Ausdruck. Das Dissertationsprojekt nimmt sich diese Situation zum Ausgangspunkt und fragt am Beispiel des später zeitweilig auch als „Statthalterei“ und dann v.a. als „Regierung“ firmierenden Vizedomamts nach Organisation und Funktionsweise von Herrschaft und Verwaltung. Insbesondere sollen Rolle und Bedeutung der Erfurter Regierung im kurmainzischen Herrschaftsgefüge und deren Stellung zwischen Stadt und Territorialherrschaft in den Blick genommen, damit letztlich auch Aufschluss über Charakter und Integrationsgrad des „Erfurter Staats“ gewonnen werden. Statt die Einrichtung des Amtes im Sinne einer klassischen Behördengeschichte einseitig im Zweck-/Mittel-Schema als kurfürstliches Instrument zur Herrschaftsausübung zu interpretieren, soll eine organisationstheoretisch und kulturgeschichtlich inspirierte Perspektive eingenommen und die Regierung als „lebendiges Gebilde“, als soziales System untersucht werden, das sich im (kommunikativen) Gefüge (re-)produzierte. In Anknüpfung an jüngere Ansätze der Verwaltungsgeschichte werden Herrschaft- und Verwaltung aus der Perspektive des neuen Amtes als „dynamische Kommunikationsprozesse“ in den Blick genommen. Herrschaftsorganisation – „Staatsbildung“ – wird damit nicht als lineares Programm verstanden, das sich grundsätzlich durch eine Nacherzählung normativer Texte erschließen und dann allenfalls noch mit einer defizitären Wirklichkeit kontrastieren ließe. Vielmehr geht es darum aufzuzeigen, wie sich aus dem kontingenten „Klein-Klein“ der alltäglichen Verwaltungsarbeit bestimmte Formen und Strukturen ausbildendeten und über die Zeit hinweg evolvierten. Mit dem „Erfurter Staat“ beleuchtet das Dissertationsprojekt ein in der Forschung bislang kaum behandeltes Thema. Zudem erscheint das Beispiel geeignet, die Funktionsweise und Organisation von Herrschaft und Verwaltung im Kontext einer insbesondere durch räumliche Distanz geprägten Mehrfachherrschaft eines mittelgroßen Territoriums innerhalb des Reichsverbands als einer Variante frühneuzeitlicher „Staatlichkeit“ zu erhellen. Betreuung: Bettina Braun
„Einquartierungen im kurmainzischen Oberamt Höchst und Königstein während des Ersten Revolutionskrieges 1792-1797“, in: Mainzer Zeitschrift. Mittelrheinisches Jahrbuch für Archäologie, Kunst und Geschichte 112 (2017), S. 83-142.
„Sicherung einer neuen Quellengruppe. Hauptstaatsarchiv Wiesbaden übernimmt Twitter-Daten von Thorsten Schäfter-Gümbel“, in: Archivnachrichten aus Hessen 20/1 (2020), S. 95-99. [gemeinsam mit Sebastian Tripp]. |