Hauptseminare im Sommersemester 2008

Patronage, Klientel und Netzwerke im Europa der Frühen Neuzeit

Matthias Schnettger
2-std., Mo 8-10 h, P 105
Beginn: 14. April 2008

Anmeldung: persönlich in der Sprechstunde

Erläuterung:
Netzwerke und „Seilschaften“ – wem sind sie nicht vertraut? Auch die Frühe Neuzeit kannte solche informellen Bindungen, die seit einigen Jahrzehnten einen Schwerpunkt der historischen Forschung darstellen. Ob an der päpstlichen Kurie oder dem englischen Königshof, ob auf der Ebene des Heiligen Römischen Reichs deutscher Nation oder in einer Kleinstadt – überall lässt sich der hohe Stellenwert informeller Beziehungsgeflechte nachweisen. Anhand ausgewählter Beispiele vermittelt das Seminar einen Einblick in Methoden und Inhalte der frühneuzeitlichen Patronage- und Netzwerkforschung und lädt gleichzeitig dazu ein, dieses Phänomen europäisch vergleichend zu betrachten.

Literatur:
Droste, Heiko: Patronage in der Frühen Neuzeit. Institution und Kulturform. In: Zeitschrift für Historische Forschung 30 (2003), S. 555-590; Emich, Birgit/Reinhardt, Nicole/Thiessen, Hillard von/Wieland, Christian: Stand und Perspektiven der Patronageforschung. Zugleich eine Antwort auf Heiko Droste. In: Zeitschrift für Historische Forschung 32 (2005), S. 233-265; Mączak, Antoni (Hrsg.): Klientelsysteme im Europa der Frühen Neuzeit (Schriften des Historischen Kollegs, Kolloquien 9). München 1988.

Frauengeschichte

Josef Johannes Schmid
2-std., Blockveranstaltung
Beginn: (plus eine verpflichtende Vorbesprechung am 17. April 2008)
genaue Termine werden durch Aushang zu Ende des WS 2007/08 bekannt gegeben

Anmeldung: ab dem 11. Februar im Sekretariat der Abt. I bei Frau Zimmermann, Zi. 00-597.

Gender-orientierte Forschungsansätze scheinen mittlerweile in der historischen Forschung etabliert. In welchem Maße sind deren Methoden und Maßstäbe aber auf die klassische politisch-dynastische Biographik von Fürstinnen und wichtigen Persönlichkeiten des Ancien Régimes anwendbar? Gibt es Gemeinsamkeiten – und wenn ja, wo? Kann man Vergleichbares zwischen den politisch einflußreichen Frauen des 16.-18. Jahrhunderts konstatieren, oder überwiegen doch die klassischen Parameter einer nach Ort, Zeit und Umstand zu spezifizierenden Betrachtung? Und wie verhält es sich mit dem Echo in der biographieorientierten Bibliographie – kann man hier wirklich von einer frauenspezifischen wissenschaftlichen Rezeption sprechen? – Diesen Fragen möchte die Veranstaltung anhand ausgewählter Lebensläufe und ihrem Echo in der internationalen Literatur nachgehen. Sehr gute passive Kenntnisse (Lektüre & Verständnis) zumal des Englischen und Französischen sind daher unabdingbare Voraussetzungen für die Teilnahme.

Literatur: Eine genaue Liste der Themen, wie der zu analysierenden Literatur wird zum Anmeldungstermin vorliegen.

Erinnerungskulturen in Deutschland in der Neuzeit [H]

Helmut Schmahl
Blockveranstaltung, voraussichtlich im Juni 2008
Zeit und Ort werden noch bekannt gegeben.

Anmeldung: In den Sprechstunden oder per E-Mail ( hschmahl[at]uni-mainz.de)

Erläuterung:
Erinnerungskultur ist der Versuch, Teile der Vergangenheit im öffentlichen Bewußtsein zu halten und gezielt zu vergegenwärtigen. Sie ist in Deutschland und Österreich heute hauptsächlich ein Synonym für das Gedenken an den Holocaust und die Opfer des NS-Regimes. In der Übung wollen wir uns anhand von Beispielen aus Deutschland, anderen europäischen Staaten und den Vereinigten Staaten mit Inhalten und Formen kultureller Erinnerung von der Reformationszeit bis ins frühe 20. Jahrhundert beschäftigen.

Literatur:
Christoph Cornelißen u. a. (Hg): Erinnerungskulturen. Deutschland, Italien und Japan seit 1945. Frankfurt/M 2003; ders.: Was heißt Erinnerungskultur? Begriff - Methoden - Perspektiven In: Geschichte in Wissenschaft und Unterricht 54 (2003), S. 548-563; Harald Welzer: Das kommunikative Gedächtnis. Eine Theorie der Erinnerung München, 2002

Die Französische Revolution (H)

Michael Müller
2-std.,
Beginn: 18. April 2008

Anmeldung: in den Sprechstunden Freitags 13-14 Uhr in R. 00-597 (Termine der Feriensprechstunden siehe Aushang) sowie per E-Mail: michmuel@uni-mainz.de

Erläuterung:
Die Französische Revolution bildet „den“ Epochenumbruch der neuzeitlichen europäischen Geschichte schlechthin. Gesellschafts-, wirtschafts-, verfassungs- und kulturgeschichtlich markiert „1789“ eine tiefgreifende Zäsur in der Entwicklung des „alten“ Kontinents – mit weitreichenden Auswirkungen bis nach Übersee. Das Hauptseminar beschäftigt sich - ausgehend vom Verlauf der Ereignisse vor und nach 1789 – mit der Frage nach den Ursachen, den handelnden Personen und Gruppen sowie den langfristigen Folgen, z.T. bis in die Gegenwart. Aus dem Abstand gut zweier Jahrhunderte („Bicentenaire“ 1989) bietet sich Anlass genug für eine umfassende kritische Bilanz..

Literatur: Paschold, Chris E. / Gier, Albert (Hg.): Die Französische Revolution. Ein Lesebuch mit zeitgenössischen Berichten und Dokumenten. Stuttgart 1989. ISBN 3-15-008535-7 (preiswertes Reclam-Bändchen mit wichtigen Texten, wird unbedingt zur Anschaffung empfohlen). Reichardt, Rolf (Hg.): PLOETZ. Die Französische Revolution. Köln 2003. Weitere Literaturhinweise werden in den Sprechstunden und in der ersten Sitzung gegeben.

Frauen in frühneuzeitlichen Öffentlichkeiten

Katrin Keller
2-std.,
Beginn: . April 2008

Anmeldung: per Liste im Sekretariat der Abteilung I, Raum 00-597

Erläuterung:
Das Seminar wird sich zunächst mit dem Begriff der Öffentlichkeit b
efassen: Was heißt „öffentlich“ in der Frühen Neuzeit? Welche „Öffentlichkeiten“ gab es, welche waren Frauen zugänglich? Einige dieser öffentlichen Räume und Handlungsformen (Arbeit, Amt, Protest etc.) sollen dann genauer behandelt werden. Dabei werden Texte und Quellen verschiedenen Charakters einbezogen: Selbstzeugnisse, historische Darstellungen, Bilder. Ziel der Veranstaltung ist es, im Spannungsfeld von Norm und historischer Praxis Lebens- und Handlungsräume von Frauen verschiedener sozialer Schichten zwischen dem 16. und dem 18. Jahrhundert abzustecken.

Literatur: Hufton, Olwen: Frauenleben. Eine europäische Geschichte 1500 – 1800, Frankfurt a. M. 1998; Wunder, Heide: Er ist die Sonn’, sie ist der Mond. Frauen in der Frühen Neuzeit, München 1992; Weitere Literatur im Reader, der bei Beginn der Veranstaltung vorliegt.

Termine:
22. April - Vorbesprechung; 29. April - ganztägig; 3. Juni - Konsultationen; 17. (und evtl. 18. Juni)ganztägig

Grundlage der Benotung wird sein:
- Teilnahme;
- Lektüreaufgaben;
- Vortrag und schriftliche Ausarbeitung zu einem Thema.

Heroisierung und Personenkult im 19. Jahrhundert: Weihestätten, Denkmäler, Vereine

Heinz Duchhardt
2-std., Mo 18-20 Uhr, P 13
Beginn: 14. April 2008

Das 19. Jahrhundert erlebte - parallel zu einer allgemeinen Verbürgerlichung der Gesellschaft - einen Aufschwung des dynastieunabhängigen Personenkults, der viele Grenzen sprengte. Medien dafür waren zum einen Weihestätten (Walhalla) und Denkmäler, zum anderen personenbezogene Vereine mit einer nationalen Dimension. Das Seminar will an ausgewählten Beispielen diesen Hand in Hand mit nationalen (und protonationalen) Bewegungen einhergehenden Kult um historische Gestalten, denen eine Schlüsselrolle im Prozess der kulturellen Selbstfindung der Deutschen zugesprochen wurde (Arminius, Luther, Goethe, Schiller, Stein, Gutenberg usw.) nachgehen und die Interaktionen von Denkmalerrichtungen und Vereinsgründungen erhellen. Die Themenliste liegt ab 17. März 2008 im Geschäftszimmer des Historischen Seminars Abt. I aus.