Von der Grand Tour zur Bildungsreise – Italienreise(n) in der Frühen Neuzeit [G/H]
B. Blisch
2-std., Mo 16-18, R 00-518
Beginn: 23. Oktober 2006
Anmeldung: Sekretariat Abt. I oder in der ersten Sitzung
Reisen bildet! – Der alte Grundsatz, der bis heute nichts an seiner Gültigkeit verloren hat, war auch schon in der Frühen Neuzeit Anlass, in den Süden aufzubrechen. Vor allem im 18. Jahrhundert erfährt das Reisen aber einen Wandel. Steht am Anfang des Jahrhunderts noch die Grand Tour im Zentrum des Reisens, also die (Aus-)Bildung junger Fürstensöhne zu Kavalieren im Rahmen einer durchaus jahrelangen Reise zu den verschiedenen Machtzentren Italiens, so bildet sich bis zum Ausgang des Jahrhunderts die Reise eines gebildeten Bürgertums heraus, das das Land der Römer „mit der Seele“ suchen will. Im Rahmen der Übung sollen durch Kurzreferate die praktischen und theoretischen Aspekte des Reisens - vor allem im 18. Jahrhundert - vorgestellt werden. Vor allem aber wollen wir anhand von Reisetagebüchern einige Italienreisende auf ihrer Tour begleiten.
Literatur: Brilli, Attilio: Reisen in Italien. Die Kulturgeschichte der klassischen Italienreise vom 16. – 19. Jahrhundert. Köln 1989; Leibetseder, Mathis: Die Kavalierstour: adlige Erziehungsreise im 17. und 18. Jahrhundert. Köln u.a. 2004.
(Kur)mainz und das Ende des Reiches 1806 [G/H]
L. Pelizaeus
2-std., Do 14-16, P 103
Beginn: 26. Oktober 2006
Anmeldung: in den Sprechstunden
Im August 1806 legte Franz II. die Krone des Heiligen Römischen Reiches nieder. Damit setzte er einen Endpunkt einer schon seit dem Ausbruch der Französischen Revolution gegebenen Entwicklung.
Zentral für das Reich und damit auch besonders von seinem Untergang betroffen war der Mainzer Kurfürst, der als Reichserzkanzler der „Zweite Mann“ im Reich war. Aufgrund seiner guten Beziehungen zu Napoleon, aber auch, weil Frankreich die Funktion eines Kanzlers für sehr wichtig hielt, behielt Dalberg als einziger geistlicher Kurfürst ein Territorium und wurde 1803 Kurerzkanzler in Regensburg, 1807 dann Großherzog von Frankfurt.
Mit diesem regionalen Bezug sollen die Auswirkungen der Veränderungen auf die Stadt Mainz, aber auch das Kurmainzer Territorium in Exkursionen untersucht werden. Ebenso ist eine Exkursion nach Frankfurt zur Ausstellung „Die Kaisermacher“ und nach Berlin und Magdeburg zu der Hauptausstellung zum Ende des Heiligen Römischen Reiches geplant. Die Teilnahme an den Exkursionen ist verpflichtend.
Literatur: Hartmann, Peter Claus. Kleine Mainzer Stadtgeschichte. Regensburg, Pustet, 2005; Ders: Das Heilige Römische Reich deutscher Nation in der Neuzeit 1486-1806. Stuttgart, Reclam, 2005; Stollberg-Rilinger, Barbara: Das Heilige Römische Reich Deutscher Nation vom Ende des Mittelalters bis 1806. München, Beck, 2006.
Europäische Herrschaftsformen der Frühmoderne (1495-1688)
J. A. Schmidt-Funke
2-std.
Mittwoch, 12-14 Uhr, Raum P 107
Ausgehend von dem großangelegten Systematisierungsversuch Wolfgang Reinhards wird in der Übung die vielgestaltige europäische Staatenwelt der Frühen Neuzeit untersucht. Der Bogen spannt sich von den oberitalienischen Stadtrepubliken bis zum zentralistischen Fürstenstaat Ludwigs XIV., von der Reichsreform des Jahres 1495 bis zur Glorious Revolution des Jahres 1688. Gemeinsamkeiten und Unterschiede, Kontinuitäten und Zäsuren frühmoderner europäischer Herrschaftsformen sollen auf diese Weise herausgearbeitet werden.
Einführende Literatur: Heinz Duchhardt, Europa am Vorabend der Moderne 1650-1800 [Handbuch der Geschichte Europas 6], Stuttgart 2003; Thomas Fröschl, Föderationsmodelle und Unionsstrukturen. Über Staatenverbindungen in der frühen Neuzeit vom 15. und 18. Jahrhundert, Wien, München 1994; Wolfgang Reinhard, Geschichte der Staatsgewalt. Eine vergleichende Verfassungsgeschichte Europas von den Anfängen bis zur Gegenwart, München 1999; Georg Schmidt u.a. (Hg.), Kollektive Freiheitsvorstellungen im frühneuzeitlichen Europa (1400-1850), Frankfurt am Main u.a. 2006; Günter Vogler, Europas Aufbruch in die Neuzeit 1500-1650 [Handbuch der Geschichte Europas 5], Stuttgart 2003.
Französische Quellenlektüre
Journal d’un Bourgeois de Paris sous le règne de Louis XV [G/H]
A. Wilhelm
2-std., Mo 18-19.30, R 00-518
Beginn: 23.10. 2006
Anmeldung: Im Sekretariat der Abt. I (max. 20 Teilnehmer)
Die zwischen 1718 und 1762 entstandenen Aufzeichnungen des Pariser Rechtsanwalts Edmond-Jean-François Barbier (1689-1771) stellen eine für die Alltags-, Sozial- und Mentalitätsgeschichte der Regierungszeit Ludwigs XV. besonders wichtige Quelle dar. Einerseits fest im sozialkonservativen Milieu der Pariser Bourgeoisie verankert und voller Respekt für die - in der Realität doch allmählich schwindende - Autorität des Königtums, andererseits durchdrungen von heimlicher Sympathie für die immer stärker werdenden Reformkräfte des ‚Siècle des Lumières’, offenbart Barbier in einzigartiger Weise die vielfältigen Krisensymptome des ausgehenden Ancien Régime. In der Übung werden wir Auszüge aus der im Original fast 5000 Seiten umfassenden Dokumentation Barbiers lesen, übersetzen und sprachlich wie inhaltlich analysieren. Die Übung schließt mit einer Klausur ab, die dem Nachweis der französischen Sprachkenntnisse sowie dem Erwerb des Quellenlektürescheins dient. Die Texte werden in Kopie zur Verfügung gestellt.
Literatur: Hinrichs, Ernst: Absolute Monarchie und Ancien Régime (1661-1789), in: Ders. (Hg.): Kleine Geschichte Frankreichs, Stuttgart 1994, S.187-253; Dictionnaire de Biographie Française Bd. 5, Paris 1951, Sp. 320f.
Histoire de l’Amérique française [G/H]
J. J. Schmid
2-std., Do 14-16, PR 00-518
Beginn: 26. Oktober 2006
Anmeldung: Ab 20. Juli 2006 im Sekretariat bei Frau Huber (Zi. 00-631)
Souvent absente de la conscience historique moderne, la présence française fut néanmoins un élément décisif dans l’histoire de l’Amérique septentrionale. Suivant les premiers aventuriers au solde du Roi de France et ne débutant vraiment qu’avec l’exploitation du Saint Laurent, la conquête se poursuivit par l’organisation de la Nouvelle France (comprenant aussi l’Acadie), la reconnaissance du Mississippi et l’établissement d’une deuxième province française : la Louisiane. Ensemble, toutes ces terres couvrirent plus de la moitié du sous-continent. Dépassant de loin – par leur importance stratégique, commerciale mais aussi missionnaire – ses concurrents anglais et espagnols, l’Amérique française marqua fortement l’identité, la culture et la civilisation de ces régions.
Un examen écrit obligatoire à la fin du cours temoignera des connaissances de la langue française nécessaires aux exigences du <Sprachnachweis>.
Literatur : Jacques Matthieu, Les Français en Amérique du Nord, 16e-18e siècles, Paris 1991; Yves Cazaux, Le rêve américain – de Champlain à Cavelier de La Salle, Paris 1988; William J. Eccles, France in America, New York 1972; Guy Frégaut, La civilisation de la Nouvelle France, Montréal 1944.