Die Beziehungen zwischen Mainz und Rom stehen im Mittelpunkt der Vortragsreihe "Mainz und Rom: Nur die 'treue Tochter' der ewigen Stadt?" im November und Dezember 2010. In drei Vorträgen wird das geflügelte Wort 'Mainz, du treue Tochter Roms' hinterfragt, denn nicht einfach Gehorsamkeit und Unterwerfung prägten das Verhältnis von Mainz zu Rom. Mainz hatte als Sitz des Kurfürsten und Reichserzkanzlers vielmehr selbst eine herausragende Stellung innerhalb Deutschlands inne, weswegen sich die Kurie stets um enge, allerdings vielfach nicht konfliktfreie Beziehungen zum Mainzer Erzbischof bemühte.
Auf Einladung des Interdisziplinären Arbeitskreises "Kurmainz und der Erzkanzler des Reiches" der Johannes Gutenberg-Universität Mainz wird im Rahmen der Vortragsreihe ein Bogen vom Mittelalter bis in die Frühe Neuzeit gespannt, um den verschiedenen Facetten der Austauschbeziehungen zwischen Mainz und Rom nachgehen zu können. Dabei werden sowohl die Mainzer in Rom als auch Römer und von Rom beeinflusste Persönlichkeiten in Mainz in ihrem Wirken oder ihren diplomatischen wie kulturellen Beziehungen näher betrachtet.
Mittwoch, 3. November 2010
Haus am Dom, Mainz
Roms unbequeme Tochter - Mainz und die Kurie in der Frühen Neuzeit
Prof. Dr. Matthias Schnettger, Mainz
Das Verhältnis des Heiligen Stuhls zu den Mainzer Kurerzbischöfen der Frühen Neuzeit gestaltete sich oftmals spannungsreich. Einerseits war der Mainzer Erzstuhl eine der wichtigsten Stützen des Katholizismus im Reich. Andererseits besaßen die Kurfürsten ein ausgeprägtes Selbstbewusstsein und waren keineswegs immer bereit, ihre Politik nach den päpstlichen Wünschen auszurichten. Die Beziehungsgeschichte zwischen Rom und Mainz macht verständlich, warum sich die Kurie am Anfang des 19. Jahrhunderts nahezu widerstandslos mit der Zerschlagung der Reichskirche abfand.
Mittwoch, 24. November 2010
Haus am Dom, Mainz
Mainzer im Rom der Renaissance
Prof. Dr. Michael Matheus, Rom
Mit der Rückkehr der Päpste nach Rom entwickelt sich die Ewige Stadt zu einem kosmopolitischen Zentrum. An der Ausgestaltung zur Renaissance-Stadt von Papst und Kurie hatten viele Nichtrömer entscheidenden Anteil. Unter ihnen finden sich auch Menschen aus der Stadt und der Diözese Mainz, welche im Vortrag im Mittelpunkt stehen.
Dienstag, 7. Dezember 2010
Erbacher Hof, Mainz
Canisius in Mainz und die Tätigkeit der Jesuiten im 16. und frühen 17. Jahrhundert
Dr. Patrizio Foresta, Bologna
Die Figur des Petrus Canisius ist auf vielfältige Weise mit Mainz verbunden. Dort nahm seine „missio in Germaniam“ ihren Anfang: Er lernte Pierre Favre, den ersten in Deutschland tätigen Jesuiten, kennen und trat anschließend in die Gesellschaft Jesu ein. Canisius spielte von jenem Moment an eine immer wichtiger werdende Rolle in der frühen Geschichte des Ordens im Alten Reich, und dies sowohl in kirchen- als auch in kulturpolitischer Hinsicht: Man denke an die zahlreiche Kollegsgründungen sowie an sein theologisches Hauptwerk, die Summa doctrinae christianae. Der Vortrag wird sich am Beispiel des Canisius mit den Anfängen der Gesellschaft Jesu im Alten Reich befassen.
Beginn jeweils um 19.30
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